Geleitworte
„Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen.“ Paulus im Galaterbrief Kapitel 5, Vers 1.
Was Freiheit ist und wie sie gelebt wird, das wandelt sich. Die Geschichte der Protestanten in Köln und ihrer Freiheit gehört zur lebendigen Geschichte dieser Stadt. Es waren bewegte Zeiten mit Unterdrückung und Leben im Untergrund. Es gab glanzvolle Zeiten, Zeiten mit Spannungen zwischen den Kirchen und Zeiten neuer Erkenntnisse und ökumenischen Miteinanders. Mit dieser Broschüre stellen wir für die Evangelische Kirche in Köln und Region die VIA REFORMATA vor: einen neuen Geschichtspfad zur Reformation und ihren Folgen in der Kölner Innenstadt. Im Jahr 2017 jährte sich der Thesenanschlag zu Wittenberg zum 500. Mal, und die Protestanten feierten in der ganzen Welt in ökumenischer Verbundenheit Martin Luthers kritische Auseinandersetzung mit dem Ablasshandel und das Ringen um die Reform der damaligen Kirche. Gemeinsam erlebten wir, dass Evangelisch sein in Köln an vielen Orten eine sehr lange und vielfältige Geschichte hat, merken aber auch, dass wir diese besonderen Orte in Köln dauerhaft erlebbar machen sollten.
Es entstand die Idee eines evangelischen Stadtweges mitten im über Jahrhunderte katholisch geprägten Köln, das durch manche Verwerfungen hindurch seinen Weg zu Toleranz und Vielfalt gefunden hat. Von der Alten Universität über den Domplatz bis zur Kartäuserkirche wollen wir wichtige Stationen evangelischen Lebens und bedeutende Persönlichkeiten herausstellen.
Uns ist wichtig, dass dieser Weg zur Reformation aus ökumenischer Perspektive gestaltet wird. Die Kontroversen früherer Jahrhunderte sind an vielen Stellen überwunden, und es gibt inzwischen einen gemeinsamen wertschätzenden Blick auf den Beitrag der reformatorischen Gedanken und Initiativen in Mitteleuropa und der Protestanten zum Gedeihen unserer Stadt. Die Eröffnung des Weges erfolgt in ökumenischem Geist. Ich bin dankbar für die Unterstützung des Kölner Stadtdechanten Monsignore Robert Kleine und katholischer Fachleute bei diesem Projekt. Ich danke der Stadt Köln und ihrer Oberbürgermeisterin Henriette Reker sowie dem Bezirksbürgermeister der Innenstadt, Andreas Hupke, für ihre Unterstützung bei den formalen Schritten zur Etablierung des Weges.
Stelen, Wandplatten und Bodenplatten markieren die einzelnen Wegpunkte. Menschen sollen die Möglichkeit haben, einfach durch die Kölner Innenstadt zu gehen und das evangelische Köln kennenzulernen. Die Stelen sind mit einem einprägsamen Logo erkennbar im Stadtbild, die Orte werden benannt und die Menschen können sich mit einem Smartphone über einen QR Code genauere Informationen zu den einzelnen Standorten im Internet ansehen. Die vollständige Errichtung der Via Reformata wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, die Informationen sind gleichwohl jetzt schon zugänglich.
Ich danke den Mitgliedern der AG VIA REFORMATA und den Autoren für ihre Beiträge und die anregenden Diskussionen. Wir erzählen mit der VIA REFORMATA Geschichten und laden dazu ein, Köln mit evangelischen Augen zu sehen, sich in Orte und Themen zu vertiefen und dabei immer mal wieder den Blick zu heben.
Dr. Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region
Sehr geehrte Leser*innen,
von dem amerikanischen Bürgerrechtler und Baptistenpfarrer Martin Luther King stammen die Worte: „Kein Problem wird gelöst, wenn wir träge darauf warten, dass Gott allein sich darum kümmert“. Ein Zitat, dass der Evangelische Kirchenverband Köln und Region als Leitsatz für die Konzeption und Verwirklichung der Via Reformata gesehen hat. Mit ihr ist ein begehbares Zeugnis der Reformation und der Geschichte der Protestant*innen für diese Stadt entstanden.
In Köln haben Protestanten erst seit 1802 das Recht, innerhalb der Stadt Gottesdienste zu feiern. Heute zählen wir 39 protestantische Kirchengemeinden in vier Kirchenkreisen. Ende des letzten Jahrzehnts waren 14,4 % der Einwohner Kölns Mitglied der Evangelischen Kirche. Und ich bin überzeugt, dass das kulturelle und religiöse Leben und Wirken wichtiger Protestant*innen in unserer Stadt nicht nur die Glaubensgemeinschaft selbst faszinieren wird.
Köln ist in seiner multireligiösen Vielfalt aufgeschlossen und interessiert und ich freue mich, dass wir mit diesem Angebot Schlüsselorte, die den schwierigen und teils leidvollen Weg der Etablierung dieser großen Konfession in Köln kennzeichnen, im öffentlichen Raum sichtbar machen.
Als Oberbürgermeisterin dieser Stadt wünsche ich mir den Dialog zwischen den Menschen – und auch zwischen den Kirchen. Nach meiner festen Überzeugung ist das einer der wesentlichen Grundsteine, den eine pluralistische Gesellschaft benötigt, wenn sie sich weiterhin friedlich und dem anderen zugewandt und erfolgreich entwickeln will. Die Freiheit der Religion, der Kunst, der Wissenschaft und der Presse ist und soll gelebter Alltag in Köln sein. Hierzu leistet die Evangelische Kirche als wichtige Protagonistin einen entscheidenden Beitrag. Und so wird mit der Via Reformata ein weiterer Teil der protestantischen Geschichte in Köln geschrieben. Ich wünsche Ihnen erkenntnisreiche Momente und interessante Gespräch rund um die Entdeckungen dieser geschichtsvermittelnden Bereicherung Köln.
Henriette Reker, Oberbürgermeisterin der Stadt Köln
Vor 75 Jahren, im Jahr 1946, gründeten im kriegszerstörten Köln der damalige Stadtdechant Robert Grosche und der damalige Superintendent Hans Encke einen ökumenischen Bibelkreis, der bis heute existiert. Damit waren sie Vorreiter der ökumenischen Bewegung zwischen Katholiken und Protestanten nicht nur in unserer Stadt, sondern weit darüber hinaus.
Das gute Verhältnis von evangelischer und katholischer Kirche hat in Köln also eine lange Tradition. In besonderer Weise wurde dies deutlich bei den zahlreichen ökumenischen Gottesdiensten und Veranstaltungen aus Anlass des Reformationsjubiläums 2017. Den Auftakt bildete bereits 2016 der vom Evangelischem Kirchenverband und Katholischen Stadtdekanat gemeinsam getragene „Weg des Bedenkens zu Adolf Clarenbach und Peter Fliesteden“, die 1529 für ihre reformatorische Glaubensüberzeugung hingerichtet wurden. In der Vorbereitung zeigte der gemeinsame Blick in die Geschichte, dass vieles, was damals zur Trennung geführt hat, uns heute mit- und voneinander lernen lässt.
Diese Erkenntnis bestätigte sich, als mit Elisabeth Neuhaus und Diakon Jens Freiwald zwei Vertreter des Stadtdekanats in die Redaktion der „Via Reformata“-Texte eingeladen wurden. Ein ökumenischer Blick hilft bei der „Heilung der Erinnerung“ und er hilft bei der Bewältigung der vor uns liegenden Aufgaben. So ist zu hoffen, dass die von Offenheit und gegenseitiger Wertschätzung geprägte Kultur des ökumenischen Dialogs einen positiven Impuls in eine zunehmend polarisierte Gesellschaft geben kann.
„Ecclesia semper reformanda“ – die Kirchen haben zu jeder Zeit auf dem Weg der Reform voranzuschreiten, um sich selbst und ihrem Auftrag treu zu bleiben. Ich freue mich und bin dankbar dafür, dass die Via Reformata zu einem gemeinsamen Weg geworden ist, der uns als evangelische und katholische Christinnen und Christen dieser Stadt einander ein weiteres Stück nähergebracht hat.
Monsignore Robert Kleine, Stadtdechant des Katholischen Stadtdekanates in Köln