Station 5: Antoniterkirche

Die erste Kirche der Protestanten in Köln (1805)

Das Grundstück der heutigen AntoniterCityKirche und des AntoniterQuartiers wurde dem Antoniterorden 1298 übergeben. Da die Ordensmänner sehr erfolgreich in der Behandlung von Mutterkornvergiftungen waren, bekamen sie im Gegenzug hohe Spenden von dankbaren Patienten. Dadurch konnten sie eine Kirche auf eigenem Grund erbauen. Der 1350 begonnene Bau wurde gegen 1378 fertig gestellt. Die Kirche ist eine dreischiffige gotische Pfeilerbasilika mit Kreuzrippengewölbe.

Das Recht der freien Religionsausübung und der erste protestantische Gottesdienst

Im Zuge der Säkularisation während der französischen Besatzung des Rheinlandes wurde den Protestanten das Recht der freien Religionsausübung zugestanden. Am 7. Juli 1802 wurde den evangelischen Christinnen und Christen, die seit dem 16. Jahrhundert ihren Glauben heimlich praktizieren mussten, die Antoniterkirche und die angrenzenden Gebäude zugesprochen. Den ersten öffentlichen Gottesdienst feierten lutherische und reformierte Protestanten schon am 23. Mai 1802, dem Sonntag Rogate, im Haus der Brauerzunft an der Schildergasse 96, nicht weit von der Antoniterkirche entfernt. Von nun an wechselten die Gottesdienste zwischen reformierter und lutherischer Leitung. Die Renovierung der Kirche unter der Leitung von Ferdinand Franz Wallraf nahm noch drei Jahre in Anspruch. Im Zuge der Umwidmung wurden sie für die Bedürfnisse eines protestantischen Gottesdienstes umgestaltet. Am Sonntag Rogate, 19. Mai 1805, konnte die Evangelische Gemeinde Köln dann ihren ersten genehmigten öffentlichen Gottesdienst in einer Kirche feiern.

Die Antoniterkirche im 20. und 21. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert tun sich auch an der Antoniterkirche die Spannungen des Kölner Protestantismus zwischen der mehrheitlich deutsch-christlichen Haltung und der Bekennenden Kirche auf. Die im nationalsozialistischen Gedankengut verhafteten sogenannten „Deutschen Christen“ haben an der Antoniterkirche, wie in den allermeisten Kölner Gemeinden, die Oberhand. Widerstand gibt es nur selten. Nach Kriegsende wird die Antoniterkirche 1952 neu eingeweiht und beheimatet seitdem den „Schwebenden“ von Ernst Barlach als Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Großes Aufsehen erhält die Kirche ab 1968 als Forum des von Dorothee Sölle, Fulbert Steffensky, Marie Veit und anderen gegründeten „Politischen Nachtgebetes“, in dem Ernst damit gemacht wurde, dass „jeder theologische Satz auch ein politischer“ sei.

Heute bildet die gotische Kirche ein reizvolles Ensemble mit dem Weltstadthaus von Renzo Piano (2005) und dem neuen AntoniterQuartier (2019). Seit Jahrzehnten ist die Antoniterkirche ein prominenter Ort einer vielgestaltigen protestantischen Citykirchenarbeit. Mit dem von der Gemeinde errichteten evangelischen AntoniterQuartier kam im Herzen Kölns ein lebendiger Ort hinzu, mit Raum für Musik, Austausch und Kultur, ebenso wie für Rückzug und Besinnung: Ein Citykirchenzentrum mit modernen Veranstaltungssälen, neuer Wohnraum, Büros, gastronomische Angebote und Gemeindeleben rund um den Kirchplatz. Hier spiegeln sich menschliche und kulturelle Vielfalt. Das täglich geöffnete Gotteshaus wird von vielen Menschen als Ort der Ruhe und Einkehr genutzt.

Ort der Station 5

Die Antoniterkirche befindet sich direkt in der Schildergasse. Eine Stele markiert in einer Nische zwischen den gotischen Streben am Chorhaus der Kirche die fünfte Station der VIA REFORMATA.