Station 11: Kartäuserkirche

Die Geschichte der Klosteranlage

Die Kartäuserkirche wurde von 1365 bis 1393 erbaut und war der heiligen Barbara geweiht. Im späten Mittelalter schenkten Kölner Familien dem Kloster Grundstücke, so dass die Kartause eines der reichsten Kölner Klöster wurde. 1465 wurde der kleine Kreuzgang, das Kleine Galiläa, vollendet. In der Reformationszeit, in der die Kartause als Ort konsequenter katholischer „Rechtgläubigkeit“ galt, wurde sie auch zur Wirkungsstätte starker geistlicher Frauen. Die Begine Maria von Oisterwijk kam 1532 mit zwei Mitschwestern aus Flandern nach Köln, um die spirituell bedürftigen Brüder geistlich zu stützen.

Nach dem Einmarsch der französischen Truppen 1794 wurde das Kloster aufgehoben und zum Lazarett der Besatzungstruppen umgewandelt. 1816 ging das Areal in das Eigentum des Preußischen Militärfiskus über. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Kartäuserkirche der Evangelischen Gemeinde Köln als Ersatz für die bis dahin evangelisch genutzte Kirche St. Pantaleon übergeben. Die Gemeinde übernahm die Kirche 1922 mit einem Teil des Klosterareals.

Ein Ort des Widerstands

Durch den evangelischen Pfarrer Georg Fritze wurde die Kirche ein Ort des Widerstands gegen die NS-Diktatur. Der vor allem vom liberalen Theologen Carl Jatho geprägte Pfarrer war seit 1928 an der Kartäuserkirche tätig. Ihm wurde wegen seiner Sympathie zur Sozialdemokratie und der Zugehörigkeit zu den „Religiösen Sozialisten“ der Spitzname „Roter Pfarrer von Köln“ angehängt. Schon früh wendete er sich gegen die Judenpogrome. Im Oktober 1938 wurde Fritze ein Berufsverbot erteilt, seiner Amtsgeschäfte enthoben und in den Ruhestand versetzt. Er starb 1939. Eine Kanzel mit einer Bronzeinschrift, die 1982 im südlich der Kirche gelegenen Innenhof, dem Kleinen Galiläa, enthüllt wurde, erinnert an den aufrechten Pfarrer.

Auch eine der ersten Theologinnen im Rheinland, Ina Gschlössl, wirkte an der Kartäuserkirche. Sie begann 1927 das Vikariat bei Georg Fritze, wurde 1928 Mitglied der SPD und äußerte sich schon 1932 hellsichtig und kritisch zur nationalsozialistischen Ideologie – ein Grund, sie 1933 aus dem Berufsschuldienst zu entlassen. Schon im Studium setzte sie sich für das volle Pfarramt für Frauen in der Evangelischen Kirche ein und kämpfte dafür lebenslang.

Nach dem 2. Weltkrieg – Evangelisches Leben und die ökumenische Kunst der Unterbrechung

Nach den Kriegszerstörungen wurden ab August 1945 wieder Gottesdienste in der Kartäuserkirche gefeiert. Bis heute unterbricht an jedem Tag um 12 und 19 Uhr die Glocke der Kartäuserkirche das Leben der Gemeinde und des Evangelischen Kirchenverbandes. Die Kirche ist mit ihren ehemaligen Klosteranlagen Zeugnis eines jahrhundertelangen kommunitären Lebens, in dem Askese, Disziplin, Bildung und Gemeinschaft gepflegt wurden. Sie ist zudem ein Ort des Widerstandes, der Schärfung des Gewissens und der Orientierung an den Maßstäben des Evangeliums. Am Kartäuserwall plant der Kirchenverband die Errichtung eines modernen Bildungszentrums „Campus Kartause“.

Ort der Station 11

Der Weg von dem Elendsfriedhof zur Kartäuserkirche geht über die Severinstraße in südlicher Richtung. Gegenüber der Kirche St. Severin führt eine Straße direkt auf die Kartäusergasse zu. Hier markiert eine Stele im Innenhof der Kartäuserkirche die elfte Station der VIA REFORMATA.