Station 4: Westerburg und die Täufer

Gerhard Westerburg

Gerhard Westerburg wurde um 1494 als Sohn eines Eisenhändlers in Köln geboren. Dort absolvierte er 1514 sein Grundstudium, in Bologna studierte er Jura. Nach der Promotion 1517 besuchte er Rom. Nach einem kurzen Aufenthalt in Köln ging er nach Wittenberg, wo er Luthers Ansichten kennenlernen wollte. Doch da sich Luther zu dieser Zeit auf der Wartburg versteckt hielt, kam es zu keinem Zusammentreffen. Westerburg trat aber in Kontakt mit Andreas Karlstadt, einem Reformator und Anhänger Luthers, mit dem ihn bald eine enge Freundschaft verband. In Jena, wo Westerburg seit 1523 wohnte, verfasste er eine Flugschrift gegen das Fegefeuer; als Westerburg diese in Köln drucken und verteilen lassen wollte, wurde ihm dies durch den Rat untersagt.

Im Herbst 1523 wurde Westerburg aus Jena ausgewiesen und zog daraufhin nach Frankfurt am Main, doch konnte er auch hier nicht lange bleiben: Er beteiligte sich im April 1525 an einem Bürgeraufstand und musste daher am 16. Mai die Stadt verlassen.

Gerhard Westerburg in Köln

Westerburg begab sich daraufhin in sein elterliches Haus „Zum Eichhorn“ nach Köln in die Herzogstraße. Da ihm freilich der Ruf, ein Ketzer zu sein, vorausgeeilt war, drängte der Erzbischof beim Rat im Juli 1525 auf ein Verhör durch die Inquisitoren. Als Westerburg eine Abschwörurkunde vorgelegt wurde, erklärte er, er könne nur das widerrufen, was ihm aus der Schrift als Irrtum erwiesen werde. Daraufhin wurden aus einer lateinischen Druckschrift Westerburgs 17 Sätzen zusammengestellt, die ihn als Ketzer erweisen sollten. Durch ein am Reichskammergericht angestrengtes Verfahren, konnte er eine Duldung erreichen.

Wiedertaufe und Täufergemeinde

Als um 1534 in Münster Täufer zusammenströmten, zog es auch Westerburg dorthin und er ließ sich taufen. Zurück in Köln taufte er seine Ehefrau und den Glasmaler Richard von Richrath. Nach der Taufe weiterer Personen bildete sich in Köln eine Wiedertäufergemeinde, die bis zu 700 Personen umfasst haben soll. Als Westerburg ein Haftbefehl drohte, verließ er im Sommer 1534 die Stadt und wirkte ab 1542 im Dienste Herzog Albrechts von Preußen. Später versuchte er, den Kölner Erzbischof Hermann von Wied in dessen bereits reformatorischen Anstrengungen zu unterstützen. Als Pfarrer der reformierten Gemeinde Dyckhausen starb er 1558.

Partnerschaft mit den Freikirchen

Die Anliegen der Wiedertäufer – Taufe auf ein eigenes Bekenntnis hin, Pazifismus, egalitäre Gemeindestrukturen – führten zur Bildung von eigenständigen Gemeinden. Zwischen den Hauptströmungen des Protestantismus und den heutigen Freikirchen entwickelten sich bis in die Gegenwart Spannungen. Anfang des 21. Jahrhunderts haben Gespräche über eine „Heilung der Erinnerungen“ zur Bitte um Vergebung für die lange Verfolgungsgeschichte der Täufer geführt. Heute besteht in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) eine enge Zusammenarbeit.

Ort der Station 4

Direkt von der Schildergasse geht die Herzogstraße ab. An der Ecke steht heute ein großes Bekleidungsgeschäft. Hier weist eine Bodenplatte auf die vierte Station der VIA REFORMATA hin.